Im ersten Halbjahr 2017 konnten wir das vom BMBF geförderte Projekt für Vernetzungs- und Sondierungsreisen zum Aufbau von Kooperationen zwischen deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Partnern in China einwerben und im Oktober 2017 durchführen. Unser Ziel war es, durch die "Travelling Conferences" einen Einblick in die Konzepte und Projekte zu urbanen Gewässern in China zu bekommen und neue Partner zu identifizieren, die für eine gemeinsame Beantragung eines EU Horizon 2020-Projektes infrage kommen.
Die BMBF-Förderung wurde dafür genutzt, deutsche und chinesische Akteure im Bereich "Urbane Gewässer" besser zu vernetzen sowie wissenschaftliche Ergebnisse, Visionen, Konzepte als auch Lösungsansätze und potentielle Kooperationsvorhaben auszutauschen.
Das BMBF gab vor, dass die Konferenz mit je ca. 50 Teilnehmern innerhalb einer Woche an drei verschiedenen Orten stattfinden muss. Dafür flogen sechs Partner unseres Forschungsverbundes vom 20.-28. Oktober 2017 nach China. Dies waren Salman Qureshi von der Humboldt Universität Berlin, Bodo Weigert vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin, Zhengyue Jin von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH, Hao-Wei Chiu von der Universität Greifswald sowie Christian Wolter und Jörg Freyhof vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.
Der Nutzen der „Travelling Conferences“ liegt vor allem in der Netzwerkbildung und dem Austausch von Themen, Forschungen und Umsetzungsprojekten im Bereich „Urbane Gewässer“. Das aufzubauende „Internationale Forschungsnetzwerk urbane Gewässer“ soll den Dialog zwischen den Gruppen von Forschern, Planern und Anwendern fördern, deutsche Techniken, Forschungsergebnisse, Konzepte und Visionen in China bewerben und Zugang zu chinesischen Forschungsergebnisse, Konzepte und Visionen gewähren.
Am 22. Oktober konnten wir eine Tagung in Beijing in Kooperation mit dem Biodiversity Commitee der Chinese Academy of Sciences (BC-CAS) durchführen. Hier wurden 17 Vorträge gehalten, davon sieben von unseren Partnern aus dem Forschungsverbund. Es wurden überwiegend Visionen und Herausforderungen, Fallbeispiele zur nachhaltigen Stadtentwicklung, Umsetzungen von "Schwammstadt-Projekten", "WaterCities", sowie Beispiele der Entwicklung und Verbesserung urbaner Gewässern vorgestellt und diskutiert.
Am 24. Oktober nahmen wir am "Sino-German Workshop on Sustainable Urbanisation“ in Wuhan teil. Den Workshop führte unser Forschungsverbund zusammen mit dem Institut of Hydroecology des Ministry of Water Resources der Chinese Academy of Sciences und der School of Water Resources and Hydropower Engineering der Wuhan University durch. Auch hier wurden 17 Vorträge gehalten, davon sieben von unseren Partnern aus dem Forschungsverbund. Es wurden überwiegend Fallbeispiele zur nachhaltigen Stadtentwicklung vorgestellt, aber auch zahlreiche Beispiele, in denen Gewässerverschmutzung eine große Rolle spielt. Zur Veranschaulichung der vorgestellten Themen besichtigten wir am 25. Oktober einige urbane Gewässer in der Stadt Wuhan, darunter auch eine Schwammstadt-Demonstrations-Anlage, die uns einen sehr guten Einblick in die angewandten Methoden und Techniken gab.
Unsere dritte Konferenz fand am 26. Oktober in der Jining National High-Tech Industrial Development Zone statt. Hier wurden 16 Vorträge gehalten, davon sieben von unseren Partnern aus dem Forschungsverbund. Im Unterschied zu den vorigen Konferenzen waren hier mehrere regionalpolitische Entscheidungsträger anwesend, die viel Interesse an unseren Ideen und Ergebnissen zeigten. Es wurden Fallbeispiele zur nachhaltigen Stadtentwicklung vorgestellt, aber auch viele großräumige Herausforderungen in der Stadtentwicklung und im Gewässerschutz angesprochen und überraschend offen diskutiert. Am 27. Oktober besuchten wir auch in Jining einige urbane Gewässer („Wetland Park“) sowie die "Sinking Lands“: Bergbausenkungen, die sich mit Wasser füllen und auch als Naherholungsgebiete ausgebaut und entwickelt werden sollen.
Fazit
Unsere Reise nach China sowie die drei Konferenzen und Exkursionen haben uns einen guten Einblick in die Situation und die Aktivitäten chinesischer Städte und deren urbane Gewässer gegeben. Gleichzeitig wurden wir überall mit offenen Armen aufgenommen, alle Partner waren sehr engagiert und es gab auch ein bemerkenswertes Presseecho zu unseren Konferenzen. Urbanisierung findet in China sehr schnell und massiv statt. Riesige neue Stadtbezirke werden hier in kurzer Zeit fertiggestellt. Urbane Gewässer werden überwiegend als Chance für die Naherholung der Bevölkerung gesehen und konsequent entwickelt. Wir konnten wirklich eindrucksvolle städtische Gewässer besuchen, die hervorragend für die Bevölkerung entwickelt wurden. Zudem wird das Konzept der "Schwamm-Stadt" sehr konsequent umgesetzt und die Chinesen zeigen hier viel Kreativität und Fachkenntnis. Naturschutzorientierte Gewässerentwicklung und Gewässer-Renaturierungen finden aber nur in sehr geringem Umfang statt und sind weitgehend aus dem Fokus der chinesischen Stadtplaner gerückt.
Für die Partner unseres Forschungsverbundes war es eine sehr interessante Reise und wir konnten, wie erhofft, viele neue Verbindungen knüpfen und erfolgreich Partner für einen gemeinsamen EU Horizon 2020-Antrag gewinnen.